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Ankunft

Irgendwie hätte ich mir schon denken können, dass irgendwie alles viel zu glatt läuft! Obwohl ich die Abflugszeit um eine halbe Stunde verpeilt habe, war ich trotzdem rechtzeitig im Flieger. Die tränenreiche Verabschiedung am Flughafen blieb aus, die Sitzplätze beider Flüge waren gut und nur eine der drei Mahlzeiten, die es gab, habe ich falsch gewählt (Nudeln mit Gemüse...pff! Was mich da geritten hat?!). Im Flugzeug selbst konnte ich mich dann auch zusammenreißen und nicht wie ein Schlosshund heulen, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass ich die letzten 2 Wochen vor dem Abflug von fast jedem nur noch genervt war, weil ich ständig nur die gleichen Fragen zu Gehör bekommen habe, was meiner Nervosität vor solch einem Unternehmen nicht gerade gut getan hat. "Hast du schon dies, und hast du schon das...", und mein lieblingsspruch " Und?! Schon nervös?" "Und?!... Und?!... Und?!...". "Nicht mehr als sonst du Pfeife! Aber deine Kommentare helfen nicht!"
Ich muss jetzt meine Jellabah aus meinem Rucksack holen, denn mir ist saukalt (und das als hartgesottener Berliner!), weil ich gerade in einem Treppenhaus in Tokyo wahrscheinlich die Nacht verbringen muss! Ich werd zu alt für diesen Sch... Selbst die Katzen leisten mir keine Gesellschaft, und von den meisten Typen die hier rumlaufen ist wohl keine Hilfe zu erwarten! Aber dazu später mehr.
 Ich war bis jetzt wirklich ziemlich stolz auf mich! Habe ich mich doch von Narita nach Tokyo durchgeschlagen und lediglich nachgefragt um sicher zu gehen und nicht weil ich etwas nicht wusste! Alle haben mich verstanden und ich habe das verstanden, was ich verstehen musste!
Was ich jedoch nicht verstehe ist, wie mich mein Guesthouse so im Stich lassen konnte! Die wussten seit Anfang an, wann ich ankomme, aber trotzdem sagen die mir erst nachdem ich die "unrefundable" Miete für den kompletten ersten Monat überwiesen habe, dass der housemanager mich an meinem Ankunftstag gar nicht treffen kann, weil ich nach 16h ankomme. Ich solle mir also für die erste Nacht ein Hotel suchen, also nochmal suchen, nochmal zahlen, nochmal mit dem ganzen Gepäck quer durch die Stadt?! Nö! Auf meine Nachfrage hin ob der Schlüssel nicht irgendwo hinterlegt werden könne, wo ich ihn abholen kann, wird mir dann doch mitgeteilt, dass der Schlüssel zu meinem Zimmer dann auf dem Kühlschrank liegt und mir noch schnell nen Tür Code mitgegeben. Der housemanager kommt dann am nächsten Tag um 10:30 um den Papierkram zu erledigen.
Nachdem ich mich jetzt also um die halbe Welt von Berlin nach Japan, von Narita nach Tokyo und von Ginza nach Shiinamachi bis zum Haus gekämpft habe (Adresse stimmt zumindest laut etlicher Passanten), dabei kaum gepennt habe, und mich auf ein leckeres Bento oder Ähnliches und ein Bett gefreut habe, stelle ich nun fest, dass hier nirgendswo was von wegen Oak House steht (So die Katze und der Name sind aus dem Sack!), mit Code hier auch überhaupt nix ist und das Handy vom housemanager ausgeschaltet ist, wie mir ein Passant gesagt hat, den ich angebettelt habe da anzurufen (übrigens der einzige der scheinbar wirklich helfen wollte und mir sogar von sich aus n Kaffee angeboten hat, und ich mir gerade bibbernd in den A. beiße, dass ich nicht angenommen habe!)
Es müssen gerade realistisch geschätzt -8000 Grad Celsius sein und ich bin so dankbar, dass ich meine Jellabah doch mitgenommen habe! Im Moment für mich das Beste was Marokko je hervorgebracht hat!
Wider Erwarten ist der freundliche Typ, der mir den Kaffee angeboten hat, doch nochmal zurückgekommen mit dem housemanager am Telefon. Nachdem seine Frau mir eine Tasse heißen Tee gebracht hat und er mit dem Manager einiges klärt, stellt sich heraus, dass im Internet und in den Mails, die sie mir geschickt haben, die falsche Adresse steht. Taka und Megu (mittlerweile habe ich die Namen meiner Lebensretter herausgefunden) sind dann auch noch so verdammt nett mich einige Blocks weiter zu begleiten bis ich dann endlich vor dem richtigen Haus stehe. Niemand hat sich 2 Mozartkugeln als おみやげ (omiyage, Mitbringsel, Geschenk) mehr verdient als die beiden!
Doch das kurze Telefongespräch, das ich mit dem housemanager hatte, hat mich schon Schlimmes ahnen lassen. Und es kommt... Noch schlimmer! Die Nebenbeibemerkung "Sie sind doch erst ab morgen bei uns gebucht" (eigentlicher Sachverhalt siehe 3. Absatz) hätte mich schon stutzig machen müssen, aber mein Vertrauen in japanische Perfektion in allem was sie tun, die ich bisher kennengelernt hatte, machte mich blind! Ich bin ein typischer Kerl, mit Sauberkeit hab ich es nicht so... Und wenn Etwas mal Gebrauchsspuren vorweist, dann ist das eben Vintage! Aber in meinem Zimmer sind lauter Spinnweben und Staub. Dafür aber weder Decke noch Kopfkissen! Dafür ist die Matratze übersät von Haaren meiner Vorgänger (den Plural entnehme ich aus den verschiedenen Farben der Haare). Nach einiger Zeit lässt sich ein Mitbewohner blicken (sehr nett), der mir berichtet, dass das Haus schon seitdem er eingezogen ist nicht mehr geputzt wurde.
Morgen, das heißt eigtl schon heute mittlerweile, um 10:30 kommt der housemanager. Das wird interessant! Die Übermüdung ist der Überreizung gewichen. Ich wage es kaum es zu sagen, aber... Es kann doch nur noch besser werden, oder?

Erste feste Nahrung auf dem neuen Kontinent

Und dennoch gibt es Schönes zu entdecken

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